Wir sind einfach gern draußen und brechen bei schlechtem Wetter nicht gleich die Zelte ab. Beim Reisen sammeln wir lieber Momente als Meilen. Immer mit Lebenslust, mal tiefen entspannt, mal bis zur körperlichen Grenze. Damit inspirieren wir uns auch gegenseitig. Wer kommt mit einem neuen Geheimtipp um die Ecke? Oder mit einem längst vergessenen Klassiker? Ein paar von uns haben Einblicke in ihr Reisetagebuch gegeben – Christian Skeide berichtet von majestätischer Schönheit, Strapazen und überraschendem Neuschnee.
BIKE. SLEEP. REPEAT. – IN SIEBEN ETAPPEN UM DEN ORTLER
Mal richtig raus aus dem Alltag, der Zivilisation den Rücken zukehren. So einen Ort habe ich gefunden. Dort, wo sich Tirol und Südtirol treffen. Der Tagesablauf reduziert sich mal für ein paar Tage auf die wesentlichen Dinge des Lebens: Essen, Schlafen und Biken!

MAJESTÄTISCH UND STOLZ PRÄSENTIERT ER SICH ALS ATEMBERAUBENDE NATURSCHÖNHEIT: DER ORTLER, OBERHAUPT VON SÜDTIROL.

Mit 3905 m höchster Berg der autonomen Region. Daneben thronen der gewaltige Monte Zebrù und die formschöne Königsspitze. Die drei sind unsere ständigen Begleiter. Von Latsch im Vinschgau aus das gesamte Ortlergebiet im Uhrzeigersinn zu umrunden und die schönsten Trails der Region abzufahren, war unser Ziel. Geschenkt bekommt man das nicht. Die Luft da oben ist ganz schön dünn. Höchster Punkt der Tour liegt über 3000 m. Mehr als die Hälfte der Höhenmeter müssen bergauf, das Bike auf dem Rücken, zurückgelegt werden. Da wir ausschließlich auf Berghütten übernachteten, musste auch das Gepäck für die Woche geschultert werden. Dem Himmel sei für Lifte gedankt! Bergab forderten die Trails dann uns und dem Material einiges ab.
OHNE SCHWINDELFREIHEIT GEHT ES NICHT.

Natürlich auch dabei: unser Espressokocher und ein Stück Speck. Im Notfall erst einmal pausieren, runterkommen und die Lage checken. Oft waren wir am Rand der Verzweiflung, besonders als wir die knapp 2000 Höhenmeter zum Rabbijoch rauf mussten – die Bikes überwiegend geschultert. Oder als uns 30 cm unerwarteter Neuschnee die letzte Etappe über das Madritschjoch verwehrte. Kleinere und größere Pannen gab‘s auch, wie z.B. ein, durch einen Sturz, zerstörter Bremshebel, der uns in die Reparaturpause zwang. Aber die Strapazen lohnen sich! Die Aussichten und Stimmungen dort, so weit oben, sind sehr ergreifend. Wir sind unterwegs wunderbaren Menschen auf den Hütten begegnet. Wir haben uns (selbst) besser kennengelernt und waren uns natürlich auch nicht immer einig. Wir haben zusammen gestaunt und geschimpft und gejauchzt. Wir hatten Höhenflüge und erhabene Aussichten. Diese Runde ist etwas ganz Besonderes.
WOHIN Südtirol
RUNDTRIP 229 km
LIFT 7540 m
HOCH 7860 m
RUNTER 14800 m

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.
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CHRISTIAN SKEIDE
Zentralnorden, Interior Design – Je alpiner das Gelände, desto besser. Wenn's ums Biken geht, ist Chris gern dort unterwegs, wo andere die ganz dicken Wanderstiefel geschnürt haben. Wäre er ein Roboter, so hätte er vermutlich zwei Räder anstelle seiner Beine. Nur seiner Leidenschaft für's Klettern kämen sie vielleicht in die Quere.