24. August 2023

Ruhe und Romantik – ZN Reisetipps Teil 2

Im zweiten Teil unserer Reisetipps geht es nochmal in die Berge, diesmal zum Wandern und Wundern. Sven Becker lässt uns einen Blick in sein Reisetagebuch werfen und führt uns auf den malerischen Spuren der deutschen Romantik die Affensteinpromenade entlang zum Lichtenhainer Wasserfall.

WANDERN. WUNDERN. BLOGGEN. – EIN ROMANTISCHER ABSTECHER IN DIE SÄCHSISCHE SCHWEIZ

Das Elbsandsteingebirge – ein Ort meiner Kindheit. Zugegeben, früher waren die Wanderungen mit der Familie eher unbeliebt. Dennoch kehre ich seitdem immer wieder an diesen wunderbaren Ort zurück und lasse mich verzaubern von seiner wilden und rauen Romantik.

Illustrierte Skizze von Svens Wanderroute
SVEN EMPFIEHLT: Auf einigen Gipfeln gibt es bewirtschaftete Berghütten. Sie stammen oft noch aus den Anfängen der touristischen Eroberung und verführen mit weiten Ausblicken und rustikaler Bio-Küche. Mitgebrachtes Picknick auf den Tafelbergen ist mir jedoch am liebsten!

DIE NÄHE DRESDENS ZUM ELBSANDSTEINGEBIRGE FASZINIERTE SCHON DIE MALER DES 18. JAHRHUNDERTS

Vermutlich ließ sich ihr bekanntester Vertreter, Caspar David Friedrich, unter anderem aus diesem Grund in der königlichen Stadt nieder und prägte maßgeblich unser heutiges Verständnis der deutschen Romantik. Ihnen ist ein Wanderweg gewidmet, der die schönsten Berge und beeindruckendsten Felsen miteinander verbindet: der Malerweg. Auf gut 112 km, verteilt auf sechs bis acht Etappen, können die geneigten Wandernden somit auf den Spuren der Vergangenheit wandern, aber auch ganz den Moment genießen.


Geheimtipp mitten im Nationalpark: der Winterstein, im Volksmund auch Hinteres Raubschloss genannt

Als eine der schönsten Einstiegsrouten in die Sächsische Schweiz empfinde ich die Tour von Bad Schandau über die Schrammsteine, entlang der Affenstein- promenade zum Berg Kuhstall und vom Lichtenhainer Wasserfall zurück mit der alten Straßenbahn von 1897. 17 km eindrucksvolle Ausblicke.

WOHIN Sächsische Schweiz
RUNDTRIP 17 km
SCHWIERIGKEIT geht klar
HOCH 750 m

Meine Lieblingsroute findest du hier.

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.

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Sven Becker: Projekt Management bei Zentralnorden

SVEN BECKER

Zentralnorden, Projekt Management – Sven ist Wanderer mit Leib und Seele. Er wandert durch das Jahr und liebt es, schöne Orte zu sehen und interessanten Menschen zu begegnen. Teilhaben kann daran jede:r in seinem Blog „Wanderlust – Hiking & Travel“. Mit Rucksack, aber auch mal ohne. Mal in die Berge, mal an den Strand – Abenteuer gibt es an jeder Ecke. Um die Welt zu entdecken, scheut er weder Höhenmeter noch Blasen. — thebackpacker.de

9. Juli 2023

Post Jetset Syndrom – ZN Reisetipps Teil 1

Wir sind einfach gern draußen und brechen bei schlechtem Wetter nicht gleich die Zelte ab. Beim Reisen sammeln wir lieber Momente als Meilen. Immer mit Lebenslust, mal tiefen entspannt, mal bis zur körperlichen Grenze. Damit inspirieren wir uns auch gegenseitig. Wer kommt mit einem neuen Geheimtipp um die Ecke? Oder mit einem längst vergessenen Klassiker? Ein paar von uns haben Einblicke in ihr Reisetagebuch gegeben – Christian Skeide berichtet von majestätischer Schönheit, Strapazen und überraschendem Neuschnee.

BIKE. SLEEP. REPEAT. – IN SIEBEN ETAPPEN UM DEN ORTLER

Mal richtig raus aus dem Alltag, der Zivilisation den Rücken zukehren. So einen Ort habe ich gefunden. Dort, wo sich Tirol und Südtirol treffen. Der Tagesablauf reduziert sich mal für ein paar Tage auf die wesentlichen Dinge des Lebens: Essen, Schlafen und Biken!

CHRIS EMPFIEHLT: Die Pizzini-Hütte auf dem Kopf des Val Cedec. Es lohnt sich ein Start in den Tag mit einem Corretto morgens um 8.

MAJESTÄTISCH UND STOLZ PRÄSENTIERT ER SICH ALS ATEMBERAUBENDE NATURSCHÖNHEIT: DER ORTLER, OBERHAUPT VON SÜDTIROL.

Mit 3905 m höchster Berg der autonomen Region. Daneben thronen der gewaltige Monte Zebrù und die formschöne Königsspitze. Die drei sind unsere ständigen Begleiter. Von Latsch im Vinschgau aus das gesamte Ortlergebiet im Uhrzeigersinn zu umrunden und die schönsten Trails der Region abzufahren, war unser Ziel. Geschenkt bekommt man das nicht. Die Luft da oben ist ganz schön dünn. Höchster Punkt der Tour liegt über 3000 m. Mehr als die Hälfte der Höhenmeter müssen bergauf, das Bike auf dem Rücken, zurückgelegt werden. Da wir ausschließlich auf Berghütten übernachteten, musste auch das Gepäck für die Woche geschultert werden. Dem Himmel sei für Lifte gedankt! Bergab forderten die Trails dann uns und dem Material einiges ab.

OHNE SCHWINDELFREIHEIT GEHT ES NICHT.

Natürlich auch dabei: unser Espressokocher und ein Stück Speck. Im Notfall erst einmal pausieren, runterkommen und die Lage checken. Oft waren wir am Rand der Verzweiflung, besonders als wir die knapp 2000 Höhenmeter zum Rabbijoch rauf mussten – die Bikes überwiegend geschultert. Oder als uns 30 cm unerwarteter Neuschnee die letzte Etappe über das Madritschjoch verwehrte. Kleinere und größere Pannen gab‘s auch, wie z.B. ein, durch einen Sturz, zerstörter Bremshebel, der uns in die Reparaturpause zwang. Aber die Strapazen lohnen sich! Die Aussichten und Stimmungen dort, so weit oben, sind sehr ergreifend. Wir sind unterwegs wunderbaren Menschen auf den Hütten begegnet. Wir haben uns (selbst) besser kennengelernt und waren uns natürlich auch nicht immer einig. Wir haben zusammen gestaunt und geschimpft und gejauchzt. Wir hatten Höhenflüge und erhabene Aussichten. Diese Runde ist etwas ganz Besonderes.

WOHIN Südtirol
RUNDTRIP 229 km
LIFT 7540 m
HOCH 7860 m
RUNTER 14800 m

Verdiente Pause in der Rifugio Stella Alpina al Lago Corvo am Rabbijoch nach über 2000 überwundenen Höhenmetern

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.

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Christian Skeide: Interior Designer bei Zentralnorden

CHRISTIAN SKEIDE

Zentralnorden, Interior Design – Je alpiner das Gelände, desto besser. Wenn's ums Biken geht, ist Chris gern dort unterwegs, wo andere die ganz dicken Wanderstiefel geschnürt haben. Wäre er ein Roboter, so hätte er vermutlich zwei Räder anstelle seiner Beine. Nur seiner Leidenschaft für's Klettern kämen sie vielleicht in die Quere.

27. Februar 2023

Wie wir wurden, was wir sind und nicht bleiben wie wir waren

ÜBER ORGANISATIONSENTWICKLUNG AM BEISPIEL VON ZENTRALNORDEN

Ein pinkfarbenes Skateboard, Yogamatten und eine üppig gefüllte Minibar. Das ist das erste, was uns beiden auffällt, als wir Ende 2019 das Büro von Zentralnorden betreten. „Sehr geil“, denken wir, „genau so etwas haben wir gesucht.“ Ein paar Tage zuvor hatten wir einen Aufruf gestartet: „Liebe Crowd der Kreativwirtschaft! Wer von euch hat ein ‚schillerndes‘ Büro, in dem ich und sechs Teilnehmende unserer Ausbildung in Organisationsentwicklung euch Ende Januar mal besuchen könnten?“. Denise hat uns mit Begeisterung angeboten, eine kleine Tour durch ihre Arbeitswelt zu geben.

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Wir von Como Consult sind eine Hamburger Beratungsfirma mit Büros in Hamburg, Berlin und Bogotá und bieten jedes Jahr eine Ausbildung in Organisationsentwicklung an. Eins der Highlights dabei ist die Organisationsbegehung: Die Teilnehmenden besuchen eine Organisation und sind aufgefordert, nur mit ihren fünf Sinnen wahrzunehmen, was ist. Wahrnehmen, ohne direkt zu bewerten: Das gehört zu unseren wichtigsten Beratungswerkzeugen.

Ein paar Bio-Brausen und spannende Gespräche später merken wir, dass Zentralnorden und Como einiges gemein haben. In beiden Organisationen stehen Veränderungsprozesse an und, viel wichtiger, uns verbinden sehr ähnliche Werte. Wir beschließen, uns auf eine gemeinsame Reise zu begeben. Im ereignisreichen Jahr 2020 war es dann soweit und wir starteten nach umfangreichem Vorab-Austausch die Begleitung eines Organisationsentwicklungsprozesses von Zentralnorden.

ÜBER DAS WILDE LEBEN IN EINER GROSSFAMILIE

Zentralnorden ist also auf dem Weg eines längerfristigen Veränderungsprozesses. Von vier Freunden gegründet, blickt die Kreativagentur heute schon auf zehn ereignisreiche Jahre zurück. Fragen wir nach einem Bild für die interne Zusammenarbeit und das Miteinander lautet die Antwort einstimmig: Familie. Fragen zur eigenen Identität und deren Weiterentwicklung sind für das Team nicht neu. Beständig ist der Anspruch an ihre Zusammenarbeit geblieben: familiär, möglichst hierarchiefrei und inklusiv, Entscheidungen gemeinsam treffen und einen herzlichen Umgang miteinander pflegen. Gleichzeitig wächst die Firma stetig, an Mitarbeiter:innen, zunehmender Kund:innen-diversifizierung und komplexeren Aufträgen. Dies erfordert stärker strukturierte Wege der Entscheidungsfindung, mehr standardisierte Prozesse und Rollen sowie ein professionelles Management. Solche Entwicklungen tragen Konfliktpotenzial, Widersprüche und bergen Spannungsfelder.

Es bestand nun der Wunsch, einen von allen Mitarbeiter:innen getragenen Veränderungsprozess zu starten, um eine gemeinsame Orientierung für die Zukunft zu formulieren: „Welche Vision eint und motiviert uns? Welchen Werten folgen wir dabei? Wie und mit wem wollen wir arbeiten? Was wollen wir bewirken?“ Dazu gehört u. a. auch, interne Prozesse und Entscheidungsverfahren auf den Prüfstand zu stellen sowie Rollen und Kommunikationsregeln (neu) zu definieren. Offener Austausch, Irritationen und Widerstand sind uns dabei hilfreiche Wegbegleiter. In Form von Fach- und Prozessberatung fördern wir die Lösungskompetenzen und Arbeitsfähigkeit des ZN-Teams. Dazu gehören zum Beispiel strategisches Denken und Planen, kollegiale Führung und Balancieren und Nutzen von Spannungen. Den Prozess starteten wir mit einem sogenannten Erkundungsworkshop. Ziel war eine umfassende und kritische Bestandsaufnahme aller Zukunftsbilder, Meinungen, Wünsche und Sorgen, um daraus konkrete nächste Schritte abzuleiten.

ERSTES LEARNING: PLANUNGSSICHERHEIT ADIEU

Wir beobachten oft, dass unsere Kund:innen sich in oder kurz vor fundamentalen Transformationsprozessen befinden. Dies gilt für kreative Start-ups, große Unternehmen und Non-Profit-Organisationen ebenso wie für öffentliche Verwaltungen oder Universitäten. Wenngleich die Ursachen sich unterscheiden, ist allen Organisationen gleich: Ihre Umwelt verändert sich rasant und einschneidend. Die Digitalisierung beispielsweise erfasst alle internen Prozesse und Strukturen, verändert ganze Geschäftsmodelle. Die Klimakrise erfordert ein fundamentales Umdenken in Bezug auf die Werte unseres Wirtschaftssystems. Der demografische Wandel wirkt sich sowohl grundlegend auf die Personalentwicklung in Organisationen als auch auf die Verteilung von Macht und Wertevorstellungen aus. Unsere Gesellschaft wird in ihrer Zusammensetzung diverser, gleichzeitig verschärft sich der politische Diskurs auf allen Ebenen.

Organisationen müssen und wollen sich zunehmend in Wertefragen positionieren. Die Geschwindigkeit und Unübersichtlichkeit des Wandels nimmt zu und führt zu folgender Paradoxie: Bei steigender Komplexität und Unsicherheit über die Zukunft sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt.

» Zugleich steigt das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung. Organisationen müssen auf diesen Wandel reagieren, um zukunftsfähig zu sein.«

Die oben genannten Treiber sind in ihrer Bedeutung und Schnelligkeit jedoch aktuell fundamentaler als früher und erfordern Kreativität, Visionen und große Entscheidungen. Sie führen in Spannungsfelder, in denen Organisationen sich orientieren und ihre eigene Position kontinuierlich ausbalancieren müssen. Es geht nicht nur darum, Prozesse oder Strukturen zu optimieren. Vielmehr geht es um vorausschauende, agile Selbsterneuerung(smechanismen), teils gar um radikale Neuerfindung und Transformation. Wir nennen dieses Phänomen „Anpassungsbewegungen“.

Schlagwörter wie New Work, Agilität, Purpose oder Ambidextrie (das gleichzeitige und damit „beidhändige“ Management und Führen von Kern- und Innovationsgeschäft) sind Antworten auf Fragestellungen der heutigen Zeit. Wenngleich diese Begriffe durch ihren inflationären Gebrauch verwässern, zeigen sie doch, um welche Fragen es vor dem Hintergrund des Wandels geht: „Zu welchem Zweck gibt es unsere Organisation (auch in Zukunft)?“ „Welche konkreten strategischen Ziele leiten sich daraus ab?“ „Wollen wir einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und falls ja, welchen? Und wie?“ „Welche individuellen, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Werte sind für uns handlungsleitend?“ „Wie können und sollen Mitarbeiter:innen tatsächlich mitgestalten?“ „Was erwarten Nutzer:innen unserer Produkte und Dienstleistungen von uns?“ „Wie wollen oder müssen wir uns organisieren, um unsere Ziele zu erreichen?“ „Wie sichern wir unser Überleben und bleiben anschlussfähig?“ Hierauf gibt es keine einmaligen und eindeutigen Antworten, schon gar nicht in der heutigen Zeit. All diese Fragen müssen immer wieder ausgehandelt und balanciert werden. Wir greifen diese Spannungen auf und erarbeiten mit unseren Kund:innen einen produktiven Umgang damit.

VON DER KUNST, SPANNUNGSFELDER ALS ENERGIEQUELLEN ZU NUTZEN

Wenn wir Organisationen begleiten, bauen wir vertrauensvolle Beziehungen auf und unterstützen beim Klären und Ordnen. Uns Beratenden steht hierfür eine Vielzahl von Ordnungsmustern zur Verfügung. Ein Beispiel sind die „Bilder der Organisation“ von Gareth Morgan. Für Kreativagenturen im Entwicklungsprozess eignet sich seine Metapher der Organisation als Organismus. Im Folgenden skizzieren wir ihre wesentlichen Charakteristika und welche entsprechenden Beobachtungsfelder sich bei Zentralnorden daraus für uns ergeben haben:

DAS UMFELD BEEINFLUSST DIE ORGANISATION ODER UMGEKEHRT – SO WIE JEDER LEBENDE ORGANISMUS IN WECHSELWIRKUNG MIT SEINER UMWELT STEHT.

Der aktuelle Markt und die oben genannten Trends beeinflussen die Agentur: Digitalisierung verändert Beratungsleistungen und Kund:innenerwartungen. Gesellschaftlicher, ökologischer und demografischer Wandel führen zu neuen Anforderungen in Markenbildungsprozessen. Gleichzeitig will Zentralnorden positiv auf seine Umwelt einwirken: Wir beobachten eine starke Ausrichtung auf ideelle und organisationale Werte. Die ZN-Teams stellen „kund:innenlose“, nachhaltige Projekte und Initiativen auf die Beine, die dem Unternehmen keinen direkten monetären Gewinn einbringen. Sie ermöglichen aber, ihre gelebten Werte ins Umfeld zu transportieren. Ein Beispiel ist das jährlich organisierte Wasteless Open Air.

ALLE SYSTEME BESTEHEN AUS SUBSYSTEMEN – SO WIE EIN ORGANISMUS AUS ZELLEN, MOLEKÜLEN ODER ORGANEN BESTEHT. DIE SUBSYSTEME PASSEN SICH NACH BESTIMMTEN PRINZIPIEN AN – SO WIE SICH DIE TEILE EINES ORGANISMUS IM LAUFE SEINES LEBENS WEITER- ODER ZURÜCKENTWICKELN.

Bei Zentralnorden haben wir eine hohe Mannigfaltigkeit der Subsysteme vorgefunden: Gründer:innen, Führungskräfte, Angestellte, Selbständige, Kreative, Projektmanager:innen, alte Hasen und Häsinnen, Newbies. Und bei längerem Hinschauen würden wir sicher noch einige mehr entdecken. Die kontinuierliche Anpassung der Subsysteme an Einflüsse aus dem Außen und Innen erfolgt sowohl organisch evolutionär als auch bewusst durch Planung und Management gesteuert. Aus Beratersicht erkennen wir hier drei fast schon prototypische Spannungsfelder, für die es gilt, einen produktiven Umgang zu entwickeln, damit die Agentur an ihnen weiter wachsen kann.

WE ARE FAMILY / ZENTRALNORDEN IST EINE GMBH

Gründungszweck einer Familie ist, eine Gemeinschaft zu bilden. Gründungszweck einer Firma ist, eine gemeinsame Aufgabe zu erledigen (z. B. Dienstleistungen zu erbringen). Wir raten Zentralnorden deutlich, sich auf die gemeinsame Aufgabe zu fokussieren: auf die Profitabilität und somit die Lebensfähigkeit der GmbH. Wir fragen: „Womit genau wollt ihr euer Geld verdienen und die Existenz eurer Firma sichern?“ Ihre Antworten beschreiben vorerst eher das „Wie wollen wir es tun?“ und weniger das „Was genau wollen wir machen?“.

HOHES AUTONOMIEBEDÜRFNIS / KÜNSTLERISCHE, INDIVIDUELLE FREIHEIT ALS FIRMA ENTSCHEIDUNGSFÄHIG SEIN

Eine unserer ersten Wahrnehmungen des ZN-Teams war ein starkes Streben nach Eigenverantwortung und Teilhabe. Solch eine Beobachtung ist typisch für „bewegte“ und „überzeugte“ Organisationen. In Verwaltungen beispielsweise, in denen Entscheidungsfragen strikt hierarchisch geregelt sind, finden wir so etwas weniger. Nicht hierarchisch arbeitende Organisationen brauchen ein höheres Maß an Entscheidungskompetenz. Denn Entscheidungsfähigkeit ist ausschlaggebend für die Weiterentwicklung. Hierarchie hat die Aufgabe, durch Führungsentscheidungen die Realität in die gewünschte Richtung zu bewegen. Ist sie flacher ausgeprägt, oder fehlt sie, braucht es andere Entscheidungsmechanismen wie z. B. die Kollegiale Führung.

ANFORDERUNGEN DES MARKTS BEDIENEN (UND PROFIT GENERIEREN) / DAS UMFELD DURCH DAS (VOR-)LEBEN DER EIGENEN WERTE BEEINFLUSSEN

Zentralnorden möchte einen positiven Wandel in unserer Welt vorantreiben und gerät als dienstleistende Agentur auch immer wieder in das Spannungsfeld zwischen den eigenen Werten und denen ihrer Auftraggeber:innen. Hierbei liegt die Kunst darin, wie aus „dem Einen“ (eigene Werte leben) und „dem Anderen“ (Umsatz generieren) ein „Beides“ entwickelt werden kann. Oder wie man die eigenen Werte auch ein Stück weit in die Welt der Auftraggeber:innen hineinträgt.

Polarität entsteht aus Gegensätzen. Gegensätze bedeuten Perspektivenvielfalt. Gesunde Organisationen sind in der Lage, Gegensätze und die daraus entstehenden Spannungen produktiv für Wachstum zu nutzen. Und hierbei benutzen wir weniger einen ökonomischen, als mehr einen organischen Wachstumsbegriff. Dies bedeutet, dass sich die Organisation kontinuierlich an die Anforderungen des Umfelds anpassen kann und somit ihre Lebensfähigkeit erhält. Werden starke Gegensätze als widersprüchlich oder gar paradox empfunden, braucht es eine besonders hohe Spannungskompetenz in der Organisation: wir nennen es oft Balancieren.

„Wie ein Seiltänzer seine Balance durch stetige Bewegungskorrektur rund um seinen Mittelpunkt erreicht, so können Organisationen und ihre Mitglieder nur durch bewusste Aktion und kontinuierliche Selbst-Beobachtung, sowie durch die Bereitschaft, auch Fehler und Irritationen zuzulassen und aus ihnen zu lernen, aus sich selbst heraus sicher in der Unsicherheit werden. Hierfür muss die Organisation Zeit und Räume zur Verfügung stellen.“ (Auszug aus unserer Beratungsphilosophie).

WEGE AUS DEM DILEMMA

Dilemmata gehören zu Organisationen dazu, können anstrengend sein und sich zu belastenden Konflikten entwickeln. Viel besser aber: sie produktiv für Wachstum und Entwicklung nutzen. Je mehr Dilemmata es gibt, desto mehr Möglichkeiten hat die Organisation für Entscheidung, Bewegung und Veränderung. Wie also die Spannungen balancieren und produktiv nutzen? Wir bedienen uns gern des sogenannten SySt®-Tetralemmas. Es basiert auf der zweitausend Jahre alten Nagarjuna-Logik und wird in der indischen Rechtsprechung genutzt. Demnach kann das Recht nicht nur der einen oder der anderen Partei zugesprochen werden, sondern auch beiden oder keiner von beiden. In unserer Arbeit mit Zentralnorden ist das Fördern der Spannungskompetenz ein nächster Schritt. Dafür durchläuft das Team in kleinen Gruppen die „Positionen“ des Tetralemmas und beantwortet z. B. im Rahmen eines Workshops die dort jeweils gestellten Fragen. Die gesammelten Ideen werden im Anschluss priorisiert und mit konkreten Schritten umsetzbar gemacht.

ENTWICKLUNGSRÄUME (MIT)GESTALTEN

Für nachhaltige Veränderung braucht es Räume, in denen sich die Mitglieder einer Organisation füreinander öffnen, zuhören und Neues entstehen lassen können. In denen Widerstände und Spannungen verstanden und bearbeitet werden können. Und in denen es darum geht, sich der passenden Lösung anzunähern. Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass sich die relevanten Personen die Herausforderungen gänzlich und gemeinsam bewusst machen. Die Lösungen können wir nicht vorgeben. Die können unsere Kund:innen nur selbst formulieren. Edgar Schein, einer der Urväter der Organisationsberatung, schreibt: „Dass man die richtigen Leute im Raum versammelt und zu einer dialogischen Erkundung des komplexen Chaos aufbricht, ist vielleicht das beste Modell für eine Zukunft effektiven Handelns.” Und darum geht es momentan für Zentralnorden: die eigene Zukunft bewusst zu gestalten. In solchen Prozessen treffen wir auf Aufbruchsstimmung, Resignation, Euphorie, Skepsis, Konflikte oder Widerstände. Es geht sowohl darum, Neues entstehen zu lassen, aber auch Dinge zu verabschieden und aufzugeben. Das kann weh tun und gleichzeitig sehr befreiend wirken.

EINE SPANNENDE PARTNERSCHAFT

Mit Zentralnorden befanden wir uns zu Beginn 2021, noch am Anfang der gemeinsamen Reise. In der Agentur wird jetzt nicht nur designt. Es arbeiten an der Organisationsentwicklung auch fröhlich und voller Tatendrang eine Steuerungsgruppe und vier Arbeitsgruppen zu den Themen Unternehmensstrategie, Kommunikationskultur, Führung und Projektmanagement. Wir freuen uns, Zentralnorden dabei konstruktiv und mit der passenden Prise Humor zu begleiten. Unser Anspruch ist es, bei jedem Beratungsauftrag auch immer selbst etwas zu lernen. Und da Zentralnorden nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannt ist, kam es dazu, dass die kreativen Köpfe uns nun im Gegenzug beim Aufpeppen unserer eigenen Marke von Como Consult unterstützen. Ein Perfect Match eben.

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.


MICHAEL BEYER

Como Consult, Berater und TrainerMicha hat 2016 zusammen mit ein paar anderen Verrückten das Berliner Büro von Como Consult aufgebaut. Als Organisationsberater liebt er die Arbeit mit Spannungsfeldern und systemischen Strukturaufstellungen. Er würde gerne mal mit Niklas Luhmann und Martin Buber spazieren gehen, um mit ihnen die Verbindung von harter Systemtheorie und jüdischer Religionsphilosophie zu erkunden.como-consult.de

MATTHIAS WEIN

Como Consult, Berater Nach einigen Jahren in der Non-Profit-Welt ist Matthias seit 2017 bei Como Consult als Berater dabei. Mit Blick auf die riesigen anstehenden Herausforderungen und Umwälzungen der nächsten Jahre fragt er sich, wie Organisationen wohl in zehn Jahren aussehen. Deshalb berät er seine Kund:innen besonders gerne in Strategieentwicklungsprozessen.como-consult.de

15. Dezember 2022

Mit offenen Herzen über den Tellerrand surfen

AKTIVISMUS IN DER WERBUNG?

Wir haben neulich einige Menschen von Loyalsea kennengelernt. Loyalsea ist eine Gruppe von Forscher:innen und Filmer:innen, von Surfer:innen und Strateg:innen, von Menschen, die 100% remote arbeiten, verteilt auf zwei Kontinenten und in fünf Ländern.

INTERVIEW Maja Hoock

Das internationale Team hat aus seiner Leidenschaft zu Reisen und seinen diversen Lebensentwürfen ein Businessmodell entworfen – mit dem Ziel, unsere Wahrnehmung von Marken (und Menschen) nachhaltig zum Besseren zu beeinflussen. Mal anderen als den ausgetretenen Pfaden zu folgen. Mit offenem Blick Menschen zu begegnen.

Werbebilder verkaufen ein Szenario, einen Möglichkeitsraum. Sie erzeugen Resonanz und damit Relevanz (denn dafür geben Konsument:innen Geld aus). Wir alle sehnen uns nach relevanten Geschichten und Darstellungen, in denen wir uns wiederfinden können, nach „Rolemodels“, die aus der Mitte kommen, bezugsfähig, spannend und real. Das Ziel von Loyalsea: Diversität zur neuen Norm zu machen – nicht nur als Notlösung zur Wiedergutmachung nach dem letzten Shitstorm.

FÜNF FRAGEN AN KATHARINA KIÉCK

Spannenden Menschen und ihren Geschichten zu begegnen, die Welt zu entdecken und Spaß bei der Arbeit zu haben. Was will man mehr?

Wir wollen weg vom inhaltlosen Hochglanz und von Rollenbildern, die uns falsche Ideale in den Kopf setzen und an die man als Contentagentur selbst nicht mehr glauben kann. Wir wollen Denkanstöße geben, für nachhaltige Begegnungen mit der Natur sensibilisieren und unsere Auftraggeber:innen dazu bringen, ihre eigenen Klischees zu hinterfragen.

Was ist dir bei deiner Arbeit wichtig? Und wie umgehst du Klischees?

Menschen: Die sind und werden immer das Wichtigste sein. Wir binden Sportler:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen etc. extrem in die Produktion ein. Versuchen nicht unsere oder die Kundenvision, sondern das Verständnis eines Sports oder eines Lebensstils aus Sicht der Menschen zu zeigen, die wir filmen. Ich drehe keine Szene in der ein Downhill Mountainbike dramatisch Sand aufwühlt, wenn mir die Sportlerin sagt, dass man den Track respektieren sollte. Dass das zwar geil aussieht, aber unter Fahrer:innen als nicht authentisch und auch falsch gesehen wird.

Eure Models sind nicht die gewohnten, glatten Persönlichkeiten. Wie castet ihr?

Wir sprechen nicht von casten oder Models. Wir lernen über unser Netzwerk immer wieder spannende Persönlichkeiten kennen und versuchen, sie in Projekte einzubinden. Das ist nicht immer einfach beim Shooting, weil man mehr Zeit einplanen und viel mehr reale Emotionen „produzieren“ muss, macht es aber auch so viel spannender.

Da kommt ein:e Auftraggeber:in und hätte gern hübsche Bikinimädels vor Palmen auf dem Surfbrett. Welchen Rat gebt ihr?

1.) Das nicht zu produzieren, denn damit gewinnen sie heute keinen Blumentopf mehr.
2.) Wen anders zu fragen, wenn sie nach wie vor glauben, es sei sinnvoll!

Ihr wollt neue Rolemodels etablieren. In eurem Insta-Account sieht es aber doch sehr schön und glatt aus. Müsst ihr euch auch selbst mal an euren Vorsatz erinnern?

Auf jeden Fall. Wir haben ein paar Grundsätze (die es zu erweitern gilt), die uns helfen. Zum Beispiel retuschieren wir Menschen nicht, fassen Gesichter und Körper in der Postproduktion nicht an. Am Set gibt es extensive Verhaltensbriefings für Nachhaltigkeit und gegen Sexismus etc. Aber auch wir lernen jeden Tag und arbeiten daran, unseren Werten immer gerechter zu werden.

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.


KATHARINA KIÉCK

Loyalsea, CEODie Anthropologin und leidenschaftliche Surferin wollte ursprünglich Museumskuratorin oder Mixed Martial Arts-Profi werden – weit entfernt von ihrem aktuellen Ansatz, mehr Diversität in heutige Medien- produktionen zu bringen. Dazwischen arbeitete sie als Futuristin, Markenstrategin bei Twitter und CSO bei einem Start-up für künstliche Intelligenz. — loyalsea.com

14. September 2022

Zukunft ist, was wir daraus machen

Wer Bock auf Morgen hat, hat Zuversicht. Ein Vertrauen in die eigenen und kollektiven Fähigkeiten, das den Rückschlägen der Vergangenheit und den Unsicherheiten der Zukunft trotzt. Wer BAM hat, hat die halbe Miete, wenn es um Zukunft geht. Aber wie kann es konkret gelingen, mit BAM die Zukunft zu gestalten? Mein Vorschlag: Mit dem Mindset und den Methoden der Zukunftsforschung. Nie gehört? Dann mal los!

Zukunft beschäftigt uns tagtäglich. Unsere eigene, die unserer Familien und Mitmenschen und natürlich auch die unserer Unternehmen und Marken. Wir wollen in der besten aller Zukünfte leben. Deshalb lernen wir konstant, bewerten unsere Optionen und optimieren uns und unser Umfeld, um unsere Chancen zu verbessern. Kurz: Wir nutzen unseren vergangenen Erfahrungsraum und blicken auf unseren zukünftigen Erwartungshorizont.

Die Gegenwart erleben wir oft nur als kurzen, hektischen Moment dazwischen. Hektisch, weil unsere dynamische und komplexe Umwelt uns Menschen viel abverlangt. Wir leben in schnellen, global vernetzten und volatilen Zeiten. Aber wir stellen uns den Herausforderungen und passen uns immer wieder aufs Neue an unsere dynamische Umwelt an – siehe alles, was du im Jahr 2020 getan hast. Aber dieser Druck kann anstrengend sein und uns den BAM vermiesen. Um das zu verhindern, hilft ein aktiver, gestaltender Umgang mit dem Morgen.

BÜHNE FREI FÜR DIE ZUKUNFTSFORSCHUNG

Zukunftsforschung beschäftigt sich aus der Perspektive der Gegenwart mit möglichen, wahrscheinlichen und wünschbaren Zukünften. Aus dem Plural wird deutlich: „die Zukunft“ gibt es für Zukunftsforschende eigentlich nicht. Wie auch? Wir bewegen uns in einen chaotischen kollektiven Erwartungshorizont hinein, dessen Rahmenbedingungen von Kräften außerhalb unserer Macht beeinflusst werden. Denk an einen Zeitstrahl. Vom Jetzt aus gesehen, liegen all die möglichen und unmöglichen Zukünfte gleichberechtigt vor uns. Das Dilemma: Niemand weiß, welche Zukunft eintreten wird. Deshalb müssen wir ständig unter Unsicherheit Entscheidungen treffen, die wiederum Auswirkungen auf den Lauf der Dinge habe. Fertig ist das Chaos.

Angewandte Zukunftsforschung hilft Menschen, Unternehmen und Organisationen dabei, aus diesem (Un-) Möglichkeitsraum systematisch plausible Zukünfte zu erschaffen und nutzbar zu machen. Dafür werden unterschiedlichste Signale, Trends und Perspektiven auf analytische und kreative Weise kombiniert. Das Ergebnis sind Prototypen möglicher Zukünfte, die zeigen, was sein könnte. Mit diesem Wissen können schließlich wünschenswerte Zielbilder formuliert werden. Um dann mit aller Gestaltungs- und Überzeugungskraft darauf hinzuwirken, diese Realität werden zu lassen. Zum Beispiel mit einem partizipativen Projekt, in dem die Menschen im Kiez herausfinden, wie sie sich ihr Zusammenleben in 20 Jahren vorstellen und ihre Nachbarschaft dann entsprechend mitgestalten. Oder mit einem strategischen Ausblick auf die Zukünfte unserer Ernährung im Jahr 2030 als Input für Innovation und Marketing bei einer Küchen- und Einrichtungsmarke.


Egal für welchen Lebensbereich: Zukunftsforschung macht Zukünfte sichtbar und ermöglicht einen Diskurs über wünschenswerte, langfristige Ziele und die Strategien, um diese zu erreichen. Durch diese Auseinandersetzung wird Zukunft greifbar, formbar und gestaltbar. Und diese Möglichkeit macht schlicht ... BAM!

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MARIUS HIRSCHMANN

Zentralsüden, StrategeMarius ist Markenstratege und hat einen Abschluss in Zukunftsforschung. Während er zum 100-jährigen Jubiläum der BMW Group „The Next 100 Years“ einläutete, wurde ihm klar: Marken brauchen eine Haltung zur Zukunft. — zentralsueden.de

14. Juli 2022

Machen was wir lieben – Lieben was wir machen

Wer mal wieder eine richtige Herausforderung braucht, sollte Schubladen bauen. Hier kommt es nicht nur auf Präzision und handwerkliches Geschick an, sondern auch auf einen gut durchdachten Plan: vor allem wenn man vieles unterbringen muss – Sperriges oder kleine Dinge, Liebesbriefe versus Kabelsalat – und alles braucht seinen eigenen Platz. Manches jedoch möchte einfach in keine Schublade passen. Zentralnorden zum Beispiel.

Was genau ist denn nun dieser bunte Haufen verschiedenster Charaktere, Fähigkeiten, Herangehensweisen und Utopien? Lange quälte uns diese Frage wie ein schlechter Ohrwurm. Agentur klingt zu sehr nach schwarzem Rollkragenpulli. Familie nach Kaffeekränzchen. Kollektiv ist auch nur ein anderes Wort für Anarchie. Und doch steckt ein bisschen von allem in uns.

VON ANLEGESTELLEN ZU ANGESTELLTEN

Für uns selbst ist Zentralnorden (ZN) der sichere Hafen – die Spree vor der Haustür, aber die Nordsee im Herzen. Ein Ort des Austauschs, der von wenigen Anlegestellen zu einem richtigen Umschlagplatz gewachsen ist. Um uns trotz aller Veränderungen treu zu bleiben, hinterfragen wir uns regelmäßig selbst. Mehr und mehr Leute heuern an und Veteranen machen Platz; manche bekommen Nachwuchs oder versuchen sich in neuen Herausforderungen. Dafür sind wir offen, das unterstützen wir. Doch damit die Gemeinschaft sich nicht zerstreut, ist der regelmäßige Abgleich notwendig: Sind alle, in ihrer Individualität, noch auf dem gleichen Kurs?

ALWAYS CHANGE A RUNNING SYSTEM

Aus dieser Überzeugung heraus existiert Zentralnorden. Von Beginn an genießt das Team Freiheiten, die für andere Unternehmen (noch) utopisch sind. Der Laden läuft nicht trotz, sondern dank flexibler Arbeitszeiten und immer wieder auch mal individueller Absprachen.

Stichwort: Gegenseitiges Vertrauen. Da sich das Spielfeld mit neuen Kund:innen und Aufgaben permanent erweitert, passen wir unsere Spielregeln immer wieder an. Wir probierten vieles aus: von Anarchie über Basisdemokratie, hin zu Holokratie und letztlich angekommen in unserer eigenen Auffassung von New Work. ZN steht für ernsthafte Selbstverwirklichung – in einem Konsens zwischen der Organisation und dem Individuum.

NEW WORK STATE OF MIND

Die Abschaffung gestriger Strukturen ist allerdings kein Keksteiglöffeln. Freies Arbeiten erfordert hartes Arbeiten. Zwischen Hochmut und Demut liegen zehn Jahre des Ringens mit uns selbst als Organisation. Zentralnorden lebt und liebt den Prozess. Im Grunde wie in einer Familie, nur mit dem amtlichen Stempel einer GmbH. Dieses Spannungsfeld schließt sich nicht aus. Zwar beschreibt die „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ einen Stapel alter Autoreifen besser als ZN – doch wir deuten das Ganze einfach um und verstehen uns als eine Gemeinschaft mit besonderer Haltung.

Denn beim Wort Hierarchie passiert etwas gruseliges mit unseren Nackenhaaren. Viel mehr setzen wir auf Eigenverantwortung und eigenwirksames Handeln. Wir beschweren uns nicht bei Mutti – die es anschließend besser machen soll – sondern üben Kritik, bestenfalls mit einem expliziten Gegenvorschlag. Lösungsorientierte Kommunikation ist das neue Esperanto. Die Frage Was stört dich in unserer Organisation? kann genauso gut heißen: Was brauchst du, um gut arbeiten zu können? Wir machen Teambuildingausflüge, bei denen du als Außenstehender gern dabei gewesen wärst.

New Work bedeutet also vieles. Letztlich spiegelt sich dieser Ansatz in der Firmenstruktur, der Gestaltung der Arbeitsräume und den rechtlichen Rahmenbedingungen wider. Es geht sowohl um einen neuen Führungsstil als auch um nachhaltige Arbeitsökosysteme. New Work erstreckt sich ganz konkret vom Arbeitsvertrag, bis hin zur gemeinsamen Vision: Das Motto ist BAM! Bock auf Morgen!

DIE KOMPLETTE PALETTE

Hinter all der Selbstreflexion steht das Ziel, das Beste aus unseren Fähigkeiten herauszuholen. Unsere Werkzeuge decken nahezu alle kreativen Bedürfnisse ab. Wir begreifen unsere Projekte als Prozesse und starten am liebsten über gemeinsame Agile Strategy & Concept Workshops. Wenn alle verstehen, was die Herausforderung ist, helfen wir euch, diese zu meistern.

Aufbauend darauf entwickelt sich die gesamte Kommunikationsstrategie. Wie wird eure Marke kommuniziert? Strategic Design stattet Unternehmen mit einem markanten Corporate Design und zugeschnittenen Kommunikationsmitteln aus. Mit diesem Fundament übersetzen wir Marken in digitale und reale Räume. Von Websites über Service-Plattformen bis hin zu Animationen oder Mobile Apps: Ganzheitliches User Experience Design umfasst sämtliche Benutzeroberflächen. Ein, sich in diese Strategie einfügendes, in den Raum übersetztes, Interior Design rundet das Ganze ab und schafft es, Marken sinnlich im Raum erfahrbar zu machen. Dieses Erlebnis bereichert die interne Arbeitswelt und stärkt die Wahrnehmung der Marke zusätzlich nach außen. In den besten Fällen dürfen wir alle vier Stellschrauben reibungslos aufeinander abstimmen.

Wer für gute Ideen brennt, braucht darüber hinaus ein eigenes Ventil, um kreativen Dampf abzulassen. Der Drang ist stark genug, um neben dem Tagesgeschäft auch Platz für freie Projekte zu schaffen – unseren ZN Originals. Im Fokus stehen gesellschaftlich relevante Themen: Wir begeistern uns ebenso für ökologische Rinderzucht, wie für saubere Eskalation beim Wasteless Open Air oder einfach zugängliche Instrumente, um Protest laut zu machen. Auf dieser Spielwiese lassen wir unseren Stärken freien Lauf und zeigen, dass Ernsthaftes durchaus Spaß machen kann. Die Gestaltung der Zukunft ist uns eine Herzensangelegenheit – mit BAM nach vorne!

VON INNEN HERAUS

Genau das zeichnet uns aus. Denn unter all der erprobten Flexibilität steckt ein Kern mit gemeinsamen Werten. Herzlichkeit ist in unserer DNA verankert und unverhandelbar. Gleich neben Grundfesten wie Liebe, Aufrichtigkeit und Harmonie. Nach Jahren der Sinn- und Selbstsuche, trial and error mit Sternstunden aber auch Kopfschmerzen, sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir selbstbewusst sagen können: Wir wissen, wer wir wirklich sind. Und nur wenn du dich selbst gut kennst, kannst du auch dein Gegenüber richtig verstehen.

Erkenne dich selbst! orakelte es von Delphi herunter. Wir sagen: Erkenne dich selbst, aber lass uns den Spiegel für dich halten. Gemeinsam schält Zentralnorden mit euch den Kern heraus – egal ob weiche Frucht oder harte Nuss. Start-ups sind uns ebenso willkommen wie etablierte Großunternehmen. Wir sind überzeugt, authentischer Charakter entsteht erst durch Werte und Visionen. Wenn diese richtig greifbar sind, kann man seine Haltung überzeugend kommunizieren. Nach innen genauso wie nach außen. Zusammen lassen wir die Hüllen fallen, ganz ohne schlüpfrig zu werden. So entsteht Vertrauen, so schafft man Großes. Wir nehmen dich an die Hand und wenn es sein muss, auch mal Huckepack.

Darin unterscheiden wir uns vom klassischen Dienstleister. Werteorientiertes Arbeiten haben sich bisher vorwiegend Non-Profit-Organisationen auf die Fahne geschrieben. Doch es weht ein neuer Wind. Werte in der Werbung? Zugegeben: Das ist ein Novum. Vielleicht sind wir die erste Agentur, die eigentlich keine sein möchte. Zentralnorden orientiert sich am moralischen Selbstverständnis einer NPO, aber beherrscht die Dynamiken der freien Wirtschaft. Das ist paradox. Das sind wir. Wir verbinden das Beste aus beiden Welten und finden eine Haltung zwischen diesen Gegensätzen.

Es kommt allen Seiten zugute! Herzlichkeit versprühen wir untereinander genauso wie in der Zusammenarbeit mit Auftraggeber:innen. Klare Sache: Was wir im Inneren versprechen, müssen wir im Äußeren auch halten. Dieses einfache Glaubensbekenntnis ist ein Mantra zum Projekterfolg. Passen Innen und Außen nicht zusammen, spüren das die Mitarbeiter:innen – und auch die Konsument:innen. Wir helfen euch dabei, beides in Einklang zu bringen. Nachhaltiger Erfolg ist für Unternehmen nicht mehr nur abhängig vom Produkt, sondern von ihrer Rolle in der Welt. Es sind weniger die Dinge – sondern die Haltungen – mit denen wir uns identifizieren.

» Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen.«

– Autor:in unbekannt

WO GEHT DIE REISE HIN?

„Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen.“ Schlussendlich ist alles eine Frage des Mutes. Welche Unternehmen haben den Mut zur Transformation?

Wir krempeln die Ärmel hoch und freuen uns auf Verbündete, die die Zeichen der Zeit genauso verstehen, langfristige Partner:innen auf Augenhöhe. Wir fahren mit kleinen wie großen Crews, privaten Unternehmen oder öffentlichen Organisationen. Unsere Mission ist es nicht nur, euch einen neuen Anstrich zu verpassen. In der Kombination aus Design und Strategie möchten wir mit euch einen positiven Wandel aktiv gestalten. Auf in neue Gewässer. Unser Ziel ist klar: Bock auf Morgen – und zwar für alle!

Dieser Artikel stammt aus unserem BAM Magazin. Erfahre mehr darüber hier.


DAVE GROSSMANN

Künstler & Redakteur Dave Großmann ist freischaffender Künstler und Redakteur an der Schnittstelle von Design, Kunst und Architektur. Er war Herausgeber des international ausgezeichneten KWER Magazins und lernte auf diesem Wege Zentralnorden kennen und lieben. Seitdem ist er Zaungast und kommentiert das Geschehen wie David Attenborough mit einer Flasche Gorbatschow in der Hand. — dave-grossmann.com

Dein direkter Kontakt zu Zentralnorden: Royko
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